Rhein-Neckar-Zeitung, 10. November 2009

Nur die Farbe „Blau“ war vorgegeben

Werner Zeh zeigt in der Volksbank Ausstellung „Ateliereinblicke“ – An die 250 Vernissagengäste

 

Von Peter Lahr

Drangvolle Enge herrschte am Sonntagnachmittag in der Buchener Hauptstelle der Volksbank Franken. An die 250 Besucher entflohen dem grauen Novemberschmuddelwetter und suchten Zuflucht in den kräftigen Farben von Werner Zehs abstrakten Gemälden. „Ateliereinblicke“ nennt der langjährige Vorsitzende des Kunstvereins Neckar-Odenwald seine Ausstellung, deren Anlass die Übergabe einer Auftragsarbeit für das Treppenhaus des Bankgebäudes bildete.

Mit Easy-listening-Jazz fanden Gitarrist Jan Pascal Stieber und Saxophonist Alberto Menendez die passende Klangwelt für die ausgestellten Werke. Als „i-Tüpfelchen“ für den vor zwei Jahren abgeschlossenen Umbau, empfand Bankdirektor Klaus Holderbach die beiden Auftragswerke, als „Highlight“ die Ausstellung. Bis heute seien noch jene frühen Zeh-Gemälde in den Beratungszimmern präsent, mit denen die einstigen Bankdirektoren Gerhard Raab und Gerhard Münch – beide im Publikum - schon beim Bezug 1979 die anfangs noch kahlen Räume verschönern ließen.

„Kunst ist für mich eine Bereicherung. Sie ist die Quelle für Inspiration“, zitierte Bürgermeister Roland Burger Werner Zeh und verwies dezent auf den im Vorjahr gefeierten „halbrunden“ Geburtstag des 1943 in Heidelberg Geborenen. Einblicke in das Atelier eines Künstlers nehmen zu dürfen, sei ein Privileg, eine Art Luxus – zu vergleichen mit dem Weg in das Labor eines Forschers.

„Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“, zitierte Landrat Dr. Achim Brötel den am 10. November vor 250 Jahren geborenen Friedrich Schiller. Werner Zeh habe diese Freiheit der Kunst stets als Auftrag und Verpflichtung gleichermaßen verstanden. Als Quelle von Zehs Inspiration sah der Landrat dessen Reisen, die ihn immer wieder mit neuen, oft auch fremden Eindrücken konfrontierten. Einerseite treibe ihn eine kreative Unruhe an, andererseits sei da auch eine tiefe Verwurzelung in der Heimat. „Kunst ist kein verzichtbarer Luxus, sondern ein Motor für die Gesellschaft“, unterstrich MdL Georg Nelius und übernahm fast die Rolle eines Galeristen, als den Zuhörern zurief: „Kaufen Sie Kunst. Sie tun etwas für ihr persönliches Wohlbefinden.“

Dass der Betrachter bereits auf den ersten Blick von der Intensität der Zeh’schen Farben überwältigt sei, stellte die Heidelberger Kunsthistorikerin Maria Lucia Weigel in ihrer Laudatio heraus. „Farbe selbst ist bereits bildnerische Materie“, deutete sie jene „Eruptionen von Farbe“. Dem „Bildleib“ verwandele Werner Zeh nicht nur industriell gewonnene Pigmente, sondern auch auf seinen Reisen gesammelte Naturfarben an. Zusammen mit Erde, Sand, Asche und Steinmehl wüchsen die Bilder Schicht um Schicht. Die Oberfläche zeigten Schrunden und Risse. Nicht nur dank der Bildtitel verwiesen die Werke auf die Natur und Landschaft fremder Länder und Kontinente. Bei „Ashanti“ füge eine applizierte Maske dem rein Abstrakten eine „metaphorische Ebene“ hinzu. Die „Sensation von Farbe“ und die Arrangements lobte Weigel.

„Blau war die einzige Vorgabe“, erläuterte Werner Zeh vor dem Diptychon „Zwischen Blauen Fernen“, bei dem er die Raumsituation besonders berücksichtigt habe. Ob man nun Assoziationen an Höhlenmalerei oder aus den Fugen geratene Urkontinente hegt, bleibt dem Betrachter überlassen. „Das ist ein Haus“ erklärte die junge Julia ihren Eltern das rote Gebilde auf „Hongkong“. „Dann ist ein Riese gekommen und hat das Haus zerstört“, wusste sie zu „Lac Rose“, derzeit ebenfalls im Treppenhaus zu sehen.

 

 

 


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