Beate Wolf

Ein Leben für die Kunst

Werner Zeh zum Sechzigsten

Ein Jubiläum gibt in unterschiedlicher Weise Anlass, Leben und Wirken eines Menschen zu ehren. Meist ist damit der Rückblick auf die Stationen eines arbeitsreichen Berufslebens, auf die vielfältigen Leistungen im privaten und sozialen Umfeld verbunden. Werner Zeh gibt sich bei all seinen verdienstvollen Tätigkeiten bescheiden. Lapidar beschränkt er sich in seinen biographischen Angaben auf die Nennung von Geburtsort und –jahr. Viel wichtiger scheint ihm der Hinweis auf eine Wirkungsstätte zu sein, die ihn entscheidend prägte; die künstlerische Ausbildung bei Karl Rödel an der Freien Kunstschule Mannheim. Die Kunst bestimmt zweifelsohne einen wesentlichen Aspekt seines Lebenswegs. Für Zeh ist sie Lebensprogramm. Sie ist der Motor, die Dinge um uns herum neugierig zu betrachten, sie als Assoziationsmaterial in das Denken einfließen zu lassen und in Werken zu neuem Leben zu erwecken. Dahinter steckt die Überzeugung, dass Kunst verändert, ja den Blick auf die Welt erweitert, dass sie die Wahrnehmung und Anschauung beeinflusst und so selbstverständlich in wesentliche Bereiche unseres Lebens hinein wirkt.

Nicht zuletzt weisen seine zahlreichen Engagements, mit denen er sich um die Verbreitung neuerer Kunst verdient machte, darauf hin, dass sein Denken und Handeln eng mit der Kunst verbunden ist. Im Jahr 1976 eröffnete er zusammen mit seiner Frau die „Kleine Galerie“ in Buchen, das erste Forum für zeitgenössische Kunst im Neckar-Odenwald-Kreis. Dort fanden u.a. Ausstellungen über Waldemar Grzimek, Karl-Henning Seemann und Heinz Friedrich statt. Als aktiver, ehrenamtlicher Mitstreiter des 1977 ins Leben gerufenen Kunstvereins Neckar-Odenwald e.V., zu dessen Gründungsmitgliedern er zählt, hat Zeh seit 1989 dessen ersten Vorsitz inne. Mit Beharrlichkeit und Ideenreichtum hat er die Kunst den Menschen nahegebracht. In zahlreichen maßgeblich von ihm initiierten und koordinierten Ausstellungen positionierte er die Kunst in der Region und lancierte vielfältige Kooperationen u.a. mit Volksbanken, Sparkassen, Stadtverwaltungen. Diese Kooperationen wirken auch über die Landesgrenzen hinaus, wie der Künstleraustausch zwischen dem Komitat Vas in Ungarn und dem Neckar-Odenwald-Kreis zeigt, der im Rahmen einer Partnerschaft derzeit in Vorbereitung ist. Dr. Wolfgang Stotz und Werner Zeh riefen ferner 1992 das viel beachtete Projekt „Kunst im Krankenhaus“ ins Leben, das in Buchen seither mit Erfolg fortgeführt wird. Diesen in regelmäßiger Folge stattfindenden Wechselausstellungen gesellte sich 1997 eine Ausstellung mit Arbeiten jugendlicher Strafgefangener der Jugendvollzugsanstalt Adelsheim. 2001 folgte dort eine Ausstellung mit Kindern des Erzbischöflichen Kinder- und Jugendheims St. Kilian, Walldürn.

Mit all diesen Aktivitäten bewies Zeh, dass Kunst überall ihren Platz hat und bei Menschen, unabhängig von deren Alter oder sozialer Stellung, ihre Wirkung entfalten kann. Neben vielen Orten, an denen es ihm gelungen ist, zeitgenössische Kunst zu präsentieren, ist es maßgeblich sein Verdienst, dass der Kunstverein Neckar-Odenwald seit 1998 mit dem Umbau des Alten Schlachthauses in Mosbach ein eigenes dauerhaftes Domizil hat. Seither finden dort zahlreiche Kunstausstellungen statt, deren jüngste vom Sommer 2002 unter dem Titel „Jakobs Traum“ mit Arbeiten von Anselm Kiefer weit über den Kreis hinaus bekannt wurde. Auch als Mitglied im Künstlerbund Rhein-Neckar, dem sich Zeh eng verbunden fühlt, trug er mit seinem partnerschaftlichen Denken zu synergetischem Austausch mit dem Künstlerbund Heilbronn bei.

Im Dienste der Kunst wirkt Zeh als Ideengeber, Organisator, Ansprechpartner, Lobbyist in Politik und Wirtschaft. Als Mentor für viele Künstler ging und geht es ihm darum, die Kunst in seinem persönlichen Umfeld als wichtiges Element zu verankern, ihr ein öffentliches Forum zu bieten und ihre kulturpolitische wie gesellschaftliche Bedeutung herauszuheben.

Doch über all den genannten ehrenamtlichen Tätigkeiten darf nicht jene Seite in Vergessenheit geraten, die sein eigenes kreatives Potenzial betrifft, und die seit mehr als dreißig Jahren sein Leben begleitet.

Zuerst erschienen in: Der Wartturm, Heimatblätter des Vereins Bezirksmuseum Buchen, September 2003

Frau Dr. Beate Wolf ist Kunsthistorikerin und an der Staatsgalerie Stuttgart tätig

zurück zur Textübersicht

 

 


impressum